In einer aktuellen Studie untersuchte das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich) in Kooperation mit dem Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (Universität für Bodenkultur, Wien), wie sich der österreichische Import ausgewählter Lebens- und Futtermittel (Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Rohrzucker, Banane) auf Landverbrauch, Artenvielfalt und Klima in den Anbauländern des globalen Südens auswirkt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine nachhaltigere Ernährung den Produktionsdruck auf bestehende Anbauflächen reduziert, landwirtschaftliche Flächen für andere Nutzungen frei macht sowie eine potentielle Zerstörung wichtiger und vielfältiger Ökosysteme abwenden könnte.
Zu den wichtigsten Ursprungsländern der von Österreich importierten Lebens- und Futtermittel zählen Brasilien, Malaysia, Indonesien, Vietnam, die Elfenbeinküste, Ghana, Mauritius, Costa Rica und Kolumbien. Die Produktion der ausgewählten Rohstoffe erstreckt sich auch auf Tropenwälder, Savannen- und Naturschutzgebiete. Die Vernichtung dieser äußerst artenreichen Ökosysteme für die genannten Exportgüter ist mit hohen Treibhausgasemissionen, negativen sozio-ökonomischen Folgen, wie etwa Kinderarbeit, und einem großen Verlust der Artenvielfalt verbunden.
In den Anbauregionen hat der mit dem jährlichen Import von Sojafuttermitteln verbundene Flächenbedarf die mit Abstand größten Ausmaße (rund 290.000 ha), gefolgt von Kakao, Kaffee, Palmöl, Bananen und Zuckerrohr. Für den Anbau dieser, jährlich nach Österreich importierten Produkte, wird eine Gesamtfläche von ca. 450.000 Hektar beansprucht. Das bedeutet, dass die Flächeninanspruchnahme von lediglich sechs nach Österreich importierten Gütern (Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Banane und Zucker) dem elffachen der Fläche der Stadt Wien entspricht.
Mit dem Import dieser Güter nach Österreich sind auch erhöhte Treibhausgasemissionen durch die Zerstörung von Tropenwäldern und Savannen verbunden. Allein die untersuchten Produkte verursachen 1,5mal so viele Treibhausgasemissionen wie der gesamte österreichische Luftverkehr im Jahr 2018. Diese Treibhausgasemissionen werden aber nicht den österreichischen Emissionen zugerechnet, sondern jenen der Herkunftsländer, obwohl Österreich diese mit seiner Nachfrage verursacht.
Zu den Handlungsempfehlungen zur Verringerung des Konsums dieser Produkte zählen
- eine breite Etablierung eines suffizienten Ernährungsstils: Reduktion des Konsums und bewusster Genuss von Kaffee, Kakao, Bananen, Rohrzucker,
- die Reduktion von Sojafuttermittelimporten durch einen deutlich verringerten Fleischkonsum und/oder durch eine vegetarische respektive vegane Ernährung,
- die Reduktion von Palmölimporten durch eine Verringerung des Konsums palmölhaltiger, meist hochverarbeiteter Produkte sowie
- der bevorzugte Kauf von Bio- und Fair-Trade-Produkten (vor allem Kaffee, Kakao, Bananen).
Systemwandel in Richtung nachhaltige Ernährung notwendig
Ein Systemwandel in Richtung nachhaltige Ernährung mit einer deutlichen Reduktion des Fleischkonsums, einem geringeren Konsum von (hoch-)verarbeiteten Produkten und von Genussmitteln wie Kaffee, Kakao und Zucker sowie einer Minimierung vermeidbarer Lebensmittelabfälle würde wichtige Verbesserungen mit sich bringen.
Dies würde den Produktionsdruck auf bestehenden Anbauflächen reduzieren, landwirtschaftliche Flächen für andere Nutzungen frei machen und die Zerstörung wichtiger und vielfältiger Ökosysteme (z. B. Regenwald und Savannen) abwenden. Weiters könnte ein Biodiversitätsverlust sowie die Gefahr von Pandemien reduziert und die enorme Importabhängigkeit von Sojafuttermitteln minimiert werden. Gleichzeitig könnte zudem eine vollständige Ernährungssicherung der österreichischen Bevölkerung mit biologischer Landwirtschaft – auch bei einer Zunahme der Bevölkerung und bei Ertragsreduktionen durch Klimawandel – ermöglicht werden.
Quelle: Schlatzer, M., Drapela, T., Lindenthal, T. (2021): Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf Flächenverbrauch, Biodiversität und Treibhausgasemissionen in den Anbauregionen des globalen Südens. Studie im Auftrag von Greenpeace und ORF Mutter Erde. Wien