Biodiversität und Blühstreifen
Biodiversität – ein sperriger Begriff?
Mag sein. Auf jeden Fall ein Thema, das uns alle angeht.
Die Biodiversität oder einfach die Vielfalt des Lebens befindet sich weltweit in der Krise. Die Vielfalt an Arten, Lebensräumen und die genetische Vielfalt sind durch verschiedene Faktoren bedroht: durch die menschliche Nutzung – Siedlungen, Infrastruktur, Rohstoffabbau, Landwirtschaft – werden Lebensräume zerstört oder ihr Zustand derart verschlechtert, dass viele Arten an Tieren, Pflanzen und anderen Lebewesen darin nicht mehr überleben können.
Auf diesen Seiten finden Sie Informationen zum Thema Biodiversität und Blühstreifen. Was Biodiversität bedeutet, wie wir Menschen auf sie angewiesen sind und was wir – im Speziellen als Landwirte und Landwirtinnen – tun können, um die Naturvielfalt zu schützen und zu fördern. Blühstreifen, Brachen und ähnliche Flächen stellen eine ökologisch wertvolle Bereicherung der Kulturlandschaft dar, die vielen Lebewesen Lebensraum und Nahrung bietet.
Biodiversität - Vielfalt des Lebens
Was bedeutet Biodiversität?
"Biodiversitä" heißt übersetzt "Vielfalt des Lebens". Darunter verstehen wir die Vielfalt der Arten, die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt an Lebensräumen.
Artenvielfalt – vieles ist noch unbekannt
Derzeit sind etwa 1,9 Millionen Tier- und Pflanzenarten bekannt. Wie viele es jedoch wirklich sind, weiß niemand so genau, denn laufend werden neue beschrieben. In tropischen Regenwäldern, im Boden oder in der Tiefsee vermuten Wissenschaftler/innen noch Millionen weitere, bisher unbekannte Arten. Die Schätzungen bewegen sich zwischen 5 Millionen und 30 Millionen Arten! Mehr als die Hälfte der heute bekannten Arten sind Insekten, 13 % sind Blütenpflanzen und 35 % die übrigen Tier- und Pflanzenarten, einschließlich aller Einzeller. Wobei die Wirbeltiere nicht einmal 4 % ausmachen. Vielfältiges Leben tummelt sich also auf unserem Planeten – den Großteil davon kennen wir noch nicht einmal.
Genetische Vielfalt – Grundlage für Züchtungen
Kein Lebewesen gleicht dem anderen. Auch innerhalb einer Art existiert eine große genetische Vielfalt. Sie ermöglicht Anpassungen an unterschiedliche Lebensbedingungen. So haben zum Beispiel Fichten in alpinen Hochlagen eine schmälere Kronenform entwickelt, um widerstandsfähiger gegen Schneedruck zu sein als Fichten in tieferen Lagen.
Genetische Variation ist die Basis für Veränderungen und damit für die Weiterentwicklung der Arten und der Evolution. Genetische Vielfalt ist aber auch die Grundlage für die Züchtung. Indem wir Individuen mit besonderen Eigenschaften und Merkmalen auswählen und weiter vermehren, können wir neue Sorten und Rassen züchten. So gehen alle unsere Nutzpflanzen und –tiere aus wildlebenden Vorläufern hervor. Diese Wildarten, sowie die große Zahl an alten Sorten und Rassen, stellen also eine genetische Ressource für neue Züchtungen dar. Im Zuge der Anpassungen an sich rasch verändernde Klimabedingungen wird es immer wichtiger, auf große genetische Reserven aus der Natur zurückgreifen zu können.
Vielfalt der Lebensräume – für den Schutz der Biodiversität
Nur eine Vielfalt an verschiedensten Lebensräumen oder Biotopen kann eine hohe Artenvielfalt beherbergen. Mittlerweile sind sehr viele natürliche Lebensraumtypen in Europa mehr oder weniger gefährdet. Gefährdete Arten und Lebensräume werden in „Roten Listen“ beschrieben. Dabei hat die Veränderung und Zerstörung von Lebensräumen einen entscheidenden Einfluss auf die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten. In Österreich sind zum Beispiel 61 verschiedene Grünland-Biotoptypen bekannt, von denen 90 % gefährdet sind. Von 23 verschiedenen Moor- und Sumpftypen sind 83 % gefährdet. Wenn wir Tier- und Pflanzenarten erhalten wollen, müssen wir ihre Lebensräume schützen.
Ökosystemleistungen
"Ökosystemleistungen sind Dienstleistungen, die von der Natur (unentgeltlich) erbracht werden und vom Menschen genutzt werden können, um sein Wohlergehen zu gewährleisten." (UN Millenium Ecosystem Assessment)
Vielfältige Leistungen der Natur – es geht uns alle an!
Eine intakte artenreiche Natur erfüllt verschiedenste "Dienstleistungen". Wir sind uns dessen oft nicht bewusst, weil diese Leistungen der Natur als selbstverständlich angesehen werden und doch sind sie für uns überlebenswichtig.
In einer großangelegten Studie - dem Millenium Ecosystem Assessment - wurden die Ökosystemdienstleistungen in vier Kategorien eingeteilt:
- Versorgende Leistungen
Nahrungsmittel, Trinkwasser, Brennstoffe, …
- Selbstregulierende Leistungen
Klimaregulierung, Luftreinigung, Verhinderung von Überschwemmungen (z. B. durch das Wasserrückhaltevermögen von Boden und Vegetation), Regulierung von Schädlingsaufkommen, …
- Kulturelle Leistungen
Erholung und Freizeit, Bildung in der Natur, Befriedigung eines ästhetischen Empfindens, …
- Basisleistungen
Photosynthese, Stoffkreisläufe, Bodenbildung, …
Eine hohe Biodiversität – also die Fülle an Arten, Lebensräume und genetischer Information – stellt sicher, dass unsere Erde bewohnbar ist und uns ernähren kann. Der Verlust der biologischen Vielfalt und der zunehmende Ressourcenverbrauch gefährden diese Ökosystemdienstleistungen und damit viele unserer Lebensgrundlagen.