Blühstreifen & Biodiversitätsflächen
In unserer vielfach intensiv bewirtschafteten Agrarlandschaft können Blühstreifen eine wichtige Rolle spielen. Für zahlreiche Tierarten sind sie Nahrungsquelle, Rückzugs- und Überwinterungsort oder Orte der Aufzucht der Nachkommen. Wildbienen, die als Bestäuber von Wild- und Kulturpflanzen eine besondere Rolle spielen, brauchen das reichhaltige Blütenagebot und Nistmöglichkeiten in diesen Flächen zum Überleben. Aber auch anderen Insekten wie Schmetterlingen, Heuschrecken oder Spinnen und natürlich den verschiedensten Nützlingen wie Marienkäfern oder Schwebfliegen dienen Blühstreifen als Lebensraum. Sie sind wiederum Nahrung für Vögel oder Reptilien, die sich auch gerne in diesen Flächen aufhalten. Auch das Wild findet in Blühflächen Nahrung und Rückzugsraum vor. Blühstreifen sind auch wichtige Elemente der Vernetzung in der Landschaft und fördern so die Wanderung und Ausbreitung und damit die genetische Durchmischung von Tier- und Pflanzenarten.
Warum Blühstreifen?
Blühstreifen können verschiedenste Funktionen haben und daher müssen sie für unterschiedliche Zielgruppen auch unterschiedliche Anforderungen erfüllen.
Für den Ökologen/die Ökologin sind Blühstreifen …
… wertvolle Lebensräume für Insekten und andere Tiere. Mit einem vielfältigen Blütenangebot stellen Blühstreifen eine wertvolle Nahrungsquelle für alle Insekten dar, die auf Pollen oder Nektar angewiesen sind. So sind viele der fast 700 heimischen Wildbienenarten Nahrungsspezialisten, die den Pollen ganz bestimmter Pflanzen für die Ernährung ihrer Nachkommen benötigen. Blühende Pflanzen müssen möglichst lange, vom Frühjahr bis zum Herbst, vorhanden sein, weil die verschiedenen Wildbienenarten zu unterschiedlichen Zeiten leben und immer Blüten benötigen. Im Herbst sind es dann die abgestorbenen, hohlen Pflanzenstängel, in denen die Brut einiger Arten überwintert.
Neben den Wildbienen profitiert eine Fülle anderer Insekten vom Lebensraum Blühstreifen. Nützliche Blattlausräuber wie Marienkäfer oder Schwebfliegen sind da ebenso darunter wie Schmetterlinge, Spinnen, Heuschrecken oder die verschiedensten Laufkäfer. Die zahlreichen Insekten sind wiederum eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel oder Reptilien, die sich auch gerne in diesen Flächen aufhalten.
Auch zahlreiche Kleinsäuger wie der Feldhamster leben in Blühstreifen und für Wildtiere wie Rehe sind die Streifen willkommene Deckung und Äsungsflächen.
In der Agrarlandschaft können Blühstreifen als lineare Strukturen eine wichtige Vernetzungsfunktion erfüllen. Sie können unterschiedliche Lebensräume verbinden und ermöglichen so Wanderungen von Tieren und die Ausbreitung von Pflanzen. Das ist für den genetischen Austausch von sonst isolierten Populationen besonders wichtig.
Wenn Blühstreifen und Biodiversitätsflächen in regelmäßigen Abständen in der sonst monotonen Agrarlandschaft verteilt sind, können sie bewirken, dass zahlreiche Nützlinge dauerhaften Lebensraum vorfinden und daher schneller in die Kulturflächen einwandern können um dort den Schädlingsdruck zu reduzieren.
Für den Landwirt/die Landwirtin sind Blühstreifen …
… Flächen der Nützlingsförderung, der Bodenverbesserung, der Düngung oder ganz einfach der Abgrenzung zu Nachbarn. Ein Landwirtschaftsbetrieb kann auf verschiedene Art und Weise von Blühflächen profitieren. Die Förderung von nützlichen Insekten ist eine der möglichen positiven Auswirkungen. Eine artenreiche Pflanzenzusammensetzung der Blühstreifen bietet einen guten Lebensraum für sehr viele Nützlinge. So ernähren sich beispielsweise erwachsene Schwebfliegen von Nektar in den Blühstreifen. Zur Eiablage fliegen sie in die angrenzenden Kulturen und suchen sich Blattlauskolonien, wo sie ihre Eier ablegen. Eine Schwebfliegenlarve ist ein gefräßiger Blattlausräuber, der in seinem Leben mehrere hundert Läuse vertilgen kann. Da eine Schwebfliege bis zu 1000 Eier legt, kann der Beitrag dieser Insekten zur Schädlingsregulation sehr groß sein. Bei den Marienkäfern sind es die Larven und die Käfer selbst, die Unmengen an Blattläusen vertilgen können.
All diese Insekten haben aber nur einen eingeschränkten Aktionsradius, daher sollten unsere Agrarlandschaften in regelmäßigen Abständen (etwa alle 300 Meter) Lebensräume wie Hecken oder Blühflächen für Nützlinge und andere Tiere aufweisen.
Bestimmte Pflanzen wie Leguminosen oder Ringelblumen können auch positive Auswirkungen auf die Nährstoffversorgung und die Bodenstruktur haben. Davon können die Kulturen nach einer Blühfläche profitieren. Allerdings können auch einige Pflanzen wie etwa die Malve oder Kamille in den Folgejahren nach einer Blühfläche eine Herausforderung für den Landwirt darstellen.
Für den Jäger/die Jägerin stellen Blühstreifen …
… Deckung und Nahrung für das Wild zur Verfügung. Insbesonders nach der Erntezeit benötigt das Wild Deckung in der nunmehr offeneren Landschaft. Blühflächen können wichtige Futterquellen sein oder auch als Ablenkfutter für Kulturen dienen. Zahlreiche Vögel wie die Feldlerchen benötigen ungestörte Brutflächen wie sie Blühflächen bieten. Jungtiere – von Vögeln bis zu Feldhasen und Kitzen – finden hier Deckung, weshalb auf eine Mahd zwischen Mitte März und Ende Juni verzichtet werden sollte. Bei ungünstigen Witterungsphasen und im Winter bilden diese Flächen auch wertvolle Rückzugsorte.